„Kleine Orgelsolomesse“ von Haydn beim Eröffnungsgottesdienst der Frauenkirche

  Posted on   by   No comments

Joseph Haydn:

Missa Brevis de Sancti Johannis de Deo in B-Dur, Hob. XXII,7

„Kleine Orgelsolomesse“

Im Festgottesdienst zur Eröffnung der Frauenkirche Schwabmünchen am 1. Mai um 10 Uhr wird die Orgelsolomesse von Haydn erklingen. Es musizieren der Chor St. Michael und das Orchester „Capella St. Michael“ unter der Leitung von Stefan Wagner.

Die kleine Orgelsolomesse entstand im Jahr 1775 in Eisenstadt und war für den liturgischen Tagesgebrauch des dort ansässigen Ordens der Barmherzigen Brüder bestimmt. Ihre Schlichtheit verrät Haydns Meisterschaft in der Komposition geistlicher Gebrauchsmusik. Um die Form knapp zu halten, greift das Agnus Dei wie in der „Nicolai-Messe“ aus dem Jahr 1772 auf das Thema des Kyrie zurück. Außerdem bedient sich Haydn in den textlastigen Teilen Gloria und Credo der interessanten Methode, den Text auf die verschiedenen Stimmen so aufzuteilen, daß die einzelnen Stimmen gleichzeitig unterschiedliche Textstellen rezitieren. Aus liturgischen Gesichtspunkten mag das heute fragwürdig erscheinen, war aber in der damaligen Zeit speziell bei der Missa Brevis durchaus üblich. Auch Mozart hat besonders in seinen Salzburger Messen diese Praxis der „Polytextur“ verfolgt. In der Originalfassung sind Gloria und Credo sogar noch im Text gekürzt. Die Begleitung ist auf das sogenannte „Wiener Kirchentrio“ mit Baß und zwei Violinen reduziert, außer dem Chor ist nur noch eine Sopran-Solistin gefordert. Das Benedictus sprengt allerdings das Missa Brevis-Konzept, es ist ein zur Arie aufgeweitetes Sopransolo, das von einem ebenso üppigen Orgelsolo umspielt wird. Dieses Orgelsolo ist für den Beinamen der Messe verantwortlich. Der Orgelpart selbst ist nur für Manual komponiert, da in der Klosterkirche von Eisenstadt nur ein Positiv ohne Pedal zur Verfügung stand. Man vermutet, daß Haydn bei der Uraufführung den Orgelpart selbst gespielt hat.

Zur Aufführung kommt die „Kleine Orgelsolomesse“ in der überarbeiteten Fassung von Ferdinand Habel. So wurden Teile im Gloria ergänzt (aus Motiven des Agnus Dei), und eine Viola-Stimme ergänzt.

 

Die „neue“ Orgel der Frauenkirche ist ein Instrument aus der Werkstatt des Allgäuer Orgelbauers Martin Gegenbauer (Leutkirch). Sie wurde Ende der 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts für einen Privatkunden erbaut.
Disposition:
Untermanual C – g“‘
Holzflöte 8’ (Kiefer, konisch, C-H gedeckt, Rest offen
Prinzipal 4’ (Zinn)
Flachflöte 2’ (Zinn)
Mixtur 1 1/3′ (Zinn)
Krummhorn 8′ (Trichter Kupfer) (dies wird im Sommer 2019 noch mit neuen Bechern zu einem Dulzian umgebaut)
Pedal C-f‘
Subbass 16’ (ab c0 Trans-mission aus Holzflöte 8′)
Obermanual C – g“‘
Gedeckt 8’ (Kiefer)
Rohrflöte 4’ (Zinn)
Sesquialtera 2 2/3 + 1 3/5′ (Zinn)
Prinzipal 2′ (Zinn)
Quint 1 1/3′ (Zinn)
Tremulant
mechanische Spiel- und Registertraktur
Schleifladen
Normalkoppeln I-P, II-P, II-I
Tremulant
Sorgfältig gearbeiteter Spielschrank, Nussbaum furniert, für die Aufstellung in der Schwabmünchner Frauenkirche wurde ein Gehäuse in Gitteroptik angefertigt. Den Abbau beim Vorbesitzer und den Aufbau in der Frauenkirche übernahm der Orgelbauer Gunnar Schmid.

Die alte Orgel der Frauenkirche (erbaut von Adolf Sandtner ca. 1975) wurde im Gegenzug an eine Gemeinde in Bayreuth verkauft. Eine Umarbeitung dieser Orgel, die am akustisch ungünstigsten Platz auf einer beengten Seitenempore über dem Altarraum stand, war (aufgrund der Bauhöhe) nicht möglich. Ein Musizieren von Chor und Instrumentalensembles war an diesem Standort der Orgel nicht möglich, auch kam der Klang dieser Orgel auf der Seitenempore nicht im Kirchenraum an….. Weil aber im Zuge der Kirchensanierung diese „alte“ Sandtner-Orgel für viel Geld ausgebaut, eingelagert, wieder eingebaut und eine Generalreinigung fällig gewesen wäre, entschied man sich zum Verkauf.

Die „neue“ Gegenbauer Orgel steht unter der Westempore. Bewusst wurde dort auf einen mittigen Standort verzichtet, damit Chöre und Instrumentalensembles einen idealen Platz zum Musizieren neben der Orgel  (auch in Begleitung durch die Orgel) haben.